Der Fotograf Derek Ridgers fängt die Frühherbstkollektion 2017 in einem neuen Buch ein, das nach der ersten, im 15. Jahrhundert veröffentlichten Naturkundeenzyklopädie benannt wurde.
Auf den Fotos bildet die Kollektion von Alessandro Michele einen Kontrast zur antiken Umgebung der Spezieria di Santa Maria della Scala und der Biblioteca Angelica in Rom, die im Musik- und Streetkultur-Fotografiestil von Derek Ridgers dargestellt werden. Hier gibt der Fotograf einen Einblick in die Inspiration zu ‚Hortus Sanitatis‘.
Welche Art von Ton und Ästhetik wollten Sie in den Bildern des Fotobuchs ausdrücken?
Der Ton und die Ästhetik lagen bei Gucci und Alessandro Michele. Meine Rolle bestand wirklich nur darin, aufzunehmen, was ich sah und es einfach und unkompliziert zu halten. Einen Fensterrahmen hochzuhalten, durch den der Zuschauer die Welt sehen kann. Und zu versuchen, mich selbst aus dieser Rechnung herauszuhalten. Das ist eine Art von Ästhetik, denke ich. Eine arrangierte Abwesenheit. Es ist eine, die ich über die Jahre zu übernehmen versucht habe. Doch es hängt immer völlig von den Umständen ab, die ich vorfinde, wenn ich vor Ort bin.
Wie wirkten die Kleider und Accesoires der Frühherbstkollektion 2017 und die Locations aufeinander – was trugen sie zu den Fotos bei?
Die Sache, die die beiden Locations miteinander verband, abgesehen von der Geschichte und Kultur Roms, war, dass jede ein Element des Lernens oder Studierens innehat. Vielleicht war der Grundgedanke, dass das Wissen über die Vergangenheit hilft, die Zukunft besser zu verstehen? Ich stelle Vermutungen an. Doch die Kleidung ist so farbenfroh und futuristisch, dass es so etwas sein muss. Oder nicht?
Was war visuell faszinierend an den Locations?
Faszinierend ist nicht wirklich das richtige Wort. Als ich die Locations zum ersten Mal sah, war ich entsetzt. Nicht, dass die Locations nicht schön sind – sie sind es ganz gewiss –, doch da waren so viele Details überall, dass ich dachte, die Kleider würden überschattet werden. In der Bücherei und der Apotheke waren hauptsächlich Braun- und Goldtöne. Alte, verstaubte, braune Lederbücher und braunes, lackiertes Holz. Im Fall der Apotheke waren es eher braunes Holz und braune und goldene Glasflaschen. Mit ein paar dunkelblauen Flaschen mit Totenkopfzeichen. Meine Befürchtung war, dass so schöne und historische Schauplätze absolut dominieren würden. Das war natürlich, bevor ich die Kleider sah. Da gäbe es nicht viel, wenn überhaupt etwas, das diese Kleider überschatten könnte.
Wie sehen Sie die Bilder, die Sie für dieses Fotobuch machten, im Vergleich zu Ihrem üblichen Stil und Arbeitsthema?
Die Arbeit, für die ich hauptsächlich bekannt bin – dokumentarische Porträts aus den späten 70ern und frühen 80ern – dreht sich vollständig um Realität und echte Situationen des Lebens. Menschen, Gesichter, ihre Persönlichkeiten und ihre Kleider. Oft in dieser Reihenfolge. Ich strebte stets danach, Schönheit in den Menschen zu finden, die sich selbst nicht schön fanden, und Verletzlichkeit in denen, die sich nicht verletzlich fühlten. Und meine Fähigkeit, eine liebevolle und ruhige Beziehung zu meinen Motiven aufzubauen, war ebenfalls wichtig. In diesem Fall war alles ähnlich, aber überhaupt nicht dasselbe. Als ich im Nachhinein die Fotos ansah, hätten einige davon beinahe in den 80ern im Blitz oder Taboo Club aufgenommen sein können. Beinahe, doch nicht ganz.
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