Mein Kampf gegen Vorurteile

Harris Reed, eines der Gesichter des neuen universellen Dufts Gucci Mémoire d’une Odeur, erzählt seine Geschichte über Genderfluidität.

Sich keiner vorgefertigten Geschlechtsidentität unterzuordnen, bedeutet, sich von dem rasch anschwellenden Fluss der Genderfluidität mitreißen zu lassen und seine Wellen zu reiten. Für mich heißt das, die Welt Stück für Stück zu verändern, soziale Barrieren niederzureißen und einer jüngeren Generation die Freiheit zu geben, einen sicheren Ort zu haben. Einen Ort, an dem sich Individuen das Leben aufbauen können, das sie leben wollen – ohne sich in die Ideale oder Überzeugungen anderer einfügen zu müssen.

Als wir klein waren, wurde uns gesagt, wie ein Junge und ein Mädchen auszusehen hätten, wie sie sich benehmen, kleiden, denken oder sogar riechen sollten. Man hat uns beigebracht, der Norm zu entsprechen, und diejenigen von uns, die versuchen, diese vorgefassten Ansichten zu überwinden, werden von der Gesellschaft als „anders“ oder „seltsam“ abgestempelt. Wir alle können dankbar sein, dass Alessandro Michele aus diesen „Spinnern“ die Menschen der Zukunft gemacht und uns als Gesichter für die Kampagne des neuen Dufts Gucci Mémoire d’une Odeur ausgewählt hat.

Ich mache die Kampagne für diesen Duft aus tiefster Überzeugung. Sie löst ein Gefühl der Hoffnung in mir aus und ich wünsche mir, dass andere ebenso positiv darauf reagieren. Gucci ist eine historische Marke, die ein klares Statement setzt, indem sie all diese unterschiedlichen, vielfältigen und eklektischen Personen als Werbegesichter für einen universellen Duft auswählt.

Erinnerungen, das Thema dieser Kampagne, sind eng mit unserer Persönlichkeit verknüpft. Nichts ist schöner oder reiner als eine Erinnerung – besonders, wenn sie uns an geliebte Menschen denken lässt. Eine Erinnerung kann der ultimative Schutzpanzer sein. Wenn ich an einige meiner allerersten Erinnerungen zurückdenke, dann sind das die Augenblicke, in denen ich mich geliebt, sicher und geborgen gefühlt habe. Ich denke oft daran, wie mein Vater und ich den Mulholland Drive entlangfuhren und sich der Nebel langsam über die Hollywood Hills legte. Ich erinnere mich an die Sicherheit und die Wärme, die ich dabei gespürt habe. Es ist unglaublich, aber wenn du an einem Punkt in deinem Leben bist, an dem etwas nicht so funktioniert, wie du es geplant hast, oder du dich verloren oder machtlos fühlst, kannst du einfach die Augen schließen und dir diese Erinnerung ins Gedächtnis rufen … und schon ist alles wieder da, du musst lächeln und dein Herz ist voller Wärme. Meine Erinnerungen versetzen mich zurück in die Vergangenheit. Sie schützen und sie stärken mich.Als ich neun war, habe ich an einem Ort gelebt, an dem es den Menschen sehr schwerfiel, das Andere zu verstehen. Ich war homosexuell und stolz darauf – aber die Eltern der anderen Kinder sahen mich als Bedrohung für ihre „reinen“ Kinder. Einige beantragten tatsächlich, ihre Kinder in eine andere Klasse versetzen zu dürfen – weg von mir. Mein Lehrer rief sogar meine Eltern an, um sie zu fragen: „Wissen Sie eigentlich, dass Homosexualität eine Sünde ist?“ ES LIEGT IN UNSERER VERANTWORTUNG, DIESE VORURTEILE AUFZUBRECHEN, damit sich NIEMALS wieder jemand dafür schämen muss, einzigartig, anders oder universal zu sein.

Universalität bezeichnet die Gleichheit aller Menschen weltweit – ohne Vorurteile oder Ausgrenzung aufgrund von Sexualität, Geschlecht, Rasse oder Behinderung. Ich lebe in der Gewissheit, mich dann am besten und stärksten zu fühlen, wenn ich „anders“ bin – und diese Gewissheit gibt mir die Kraft, jeden Tag aufs Neue ich selbst zu sein. Ich kleide mich für niemanden außer mich selbst, ich richte mich in der Art, wie ich handle, nur nach mir selbst, und ich akzeptiere mich in allem, was ich tue, voll und ganz so, wie ich bin.

Anders zu sein, einzigartig zu sein und nicht in gesellschaftliche Schubladen zu passen, ist ohne Frage ein Muss, wenn wir Veränderungen vorantreiben wollen. Wir müssen mehr denn je dafür kämpfen und den Menschen vermitteln, dass Anderssein nicht seltsam, sondern etwas Wundervolles ist. Um diese neuen Wege gehen zu können, brauchen wir einzigartige Wegbereiter. Ich lebe mein Leben, um zu zeigen, wie viel schöner und aufregender das Leben sein kann, wenn man sich nicht den klassischen Geschlechterrollen unterordnet. Wenn ich sterbe, möchte ich, dass mir die Jugend von morgen ins Ohr flüstert: „Du hast dazu beigetragen, der Gesellschaft zu zeigen, was es wirklich heißt, anders zu sein.“ Wenn du herausgefunden hast, was dich anders macht, dann akzeptiere dich so, wie du bist, und erkenne die Schönheit darin, Geschlechterkonventionen zu entsagen und einfach man selbst zu sein. Wer das tut, wird sich wie neugeboren fühlen – und ein wahres Wesen von morgen sein, ein Mensch, der die Welt verändern kann. Denn die Welt braucht heute mehr denn je Menschen, die anders denken, handeln und aussehen.